Sophie, resident:
Unter dem schaulustigen Publikum am Strand befinden sich nicht viele gewöhnliche Menschen. Alle tragen Zylinder, Monokel und Kostüme. Nur in dieser Ecke stehen ein paar volkstümliche Figuren. So war es auch in Wirklichkeit. Am Strand und auf der Strandpromenade war absolut kein Platz für den kleinen Mann. Und der Mann mit der Bauernmütze durfte dort nur stehen, weil er mit seinem Pferd den Badewagen ins Wasser zog.
Im Jahr 1889, ein Jahr vor den Bädern von Ostende, beschloss der Stadtrat buchstäblich, die armen Leute aus dem Stadtbild zu verbannen. In den Arbeitervierteln ist nämlich eine Pockenepidemie ausgebrochen, und die Touristen dürfen nicht angesteckt werden. Der beliebte Jahrmarkt wird daher von Juli auf Oktober verlegt. Im Oktober schadet es nicht mehr, dann ist die Badesaison vorüber. Dann sind alle parfümierten Damen und Herren wieder in ihre Villen im Rest Belgiens abgereist.
Im selben Jahr schuf Ensor seine berühmte Radierung Belgien im 19. Jahrhundert. Darauf zeigte er eine Massendemonstration des Volks, das für das allgemeine Wahlrecht und Unterricht für die Armen auf die Straße geht. Die Gendarmerie steht mit Pistolen und Bajonetten dazwischen und eröffnet das Feuer. König Leopold II. schaut aus den Wolken durch seinen Kneifer zu und versteht nichts von dem Ganzen. „Was wollt ihr? Seid ihr nicht zufrieden? Ich höre euch nicht gut und ich sehe euch nicht!“ In der Tat. Reich und Arm lebten damals buchstäblich in anderen Welten.