Niels, resident:
Die Zeit um 1890 war die rebellischste Zeit in Ensors Leben. Jeder musste dran glauben. Er spottete über die Kirche, das Gericht, den König und auch über die Armee. In den Bädern von Ostende steht links ein Offizier in vollem Staat. Zusammen mit den anderen Voyeuren schielt er nach den Damen.
Der Schnauzbartmann ist nicht irgendwer. Es handelt sich um ein Porträt von Gérard Leman, ein Berufssoldat, der später General werden sollte. Ensor kannte ihn von den geschäftigen Brüsseler Soireen der Familie Rousseau-Hannon. Eines Tages gerieten der Künstler und der Offizier dort in einen heftigen Streit, bei dem es um Kunst ging.
Es muss ein denkwürdiges Gespräch gewesen sein, denn Ensor hat es in einer Zeichnung und einem Gemälde festgehalten. Leman steht links mit einer Spielzeugpistole, Ensor rechts mit etwas, das wie eine Kreuzung aus Pinsel und Klobürste aussieht. Und im Hintergrund steht die wohlwollende Gastgeberin Mariette Hannon. Niemand kennt die Einzelheiten des Gesprächs, aber es wurde viel darüber spekuliert. Ging es nur um Kunst? Oder war es vielleicht auch ein unterschwelliges Gefecht um die Aufmerksamkeit von la belle dame? Ensor hatte zumindest eine Neigung für sie, und die Farbe auf seiner Palette sieht aus wie ein Herz. Die Namen stehen daneben. Mariette-Herz-Ensor? Oder Mariette-Herz-Leman?