Ides, redisent:
In Die Bäder von Ostende sind die Figuren entweder am Planschen, oder sie glotzen von der Strandpromenade aus. Bis auf eine. Sie wendet sich vom Strand ab und sieht uns direkt an. Die kritische Außenseiterin. Ensor porträtierte hier Mariette Rousseau-Hannon.
Ensor kannte Mariette seit seiner Studienzeit in Brüssel. Die dortige Kunstausbildung brachte ihm wenig – im Fach Malerei wurde er sogar Letzter. Genug für den jungen Künstler, sich für den Rest seines Lebens einen Widerwillen gegen alle festen Regeln zu bewahren. Davon gab es viel weniger im Hause von Mariette Hannon und ihrem Mann Ernest Rousseau, in dem Ensor und andere Künstler, Dichter, Professoren und Anarchisten ein und aus gingen. Es gibt sogar Fotos von ihren Kostümpartys, auf denen Ensor eine Bärenmütze trägt.
War die Liebe zwischen James und Mariette jemals mehr als platonisch? Darüber können wir nur Vermutungen anstellen. Sie war auf jeden Fall eine treue Freundin, und er schätzte ihr künstlerisches Urteil. Und das heißt schon viel bei Ensor. Sie durfte sogar die Kupferstichplatten, die er ihr aus Ostende schickte, drucken lassen. Er versorgte sie auch mit Pilzen, denn Mariette Hannon war eine Pilzexpertin, die mehrere Arten nach sich benennen ließ. Nicht schlecht für eine Frau in jener Zeit, da manche noch glaubten, durch zu viel Denken könne die Gebärmutter schrumpfen.