Colijn, resident:
Schauen Sie, wie sie springen und sich benehmen. Im Clownskostüm, mit Zipfelmütze, mit einem Fisch in der Hand. Und ins Wasser schmeißen! Ensors Strandtheater ist eigentlich eine Art Karneval. Auf der Strandpromenade steht die Elite piekfein angezogen. Im Wasser lassen sie die schicke Fassade komplett fallen. Keine Zeit mehr für Höflichkeiten, es kann alles nicht närrisch genug sein.
Im Grunde genommen macht Ensor hier das gleiche wie auf seinen berühmten Gemälden mit den Masken. Er nutzt den Karneval als Vorwand, um seine Figuren so zu zeigen, wie sie wirklich sind. Eifersüchtig, wütend, geil, traurig, ekstatisch: Klumpen roher Emotionen. Er entlarvt Menschen, indem er ihnen eine Maske aufsetzt. Und hier, in den Bädern von Ostende, entblößt er auch ihre Seelen, indem er sie in ein Badekostüm kleidet. Schluss mit dem schönen Schein – vor dem Gesetz sind alle gleich. Oder besser: vor der Kunst sind alle gleich!
Natürlich konnten Die Bäder von Ostende nur im Ostende von 1890 von James Ensor gemalt worden sein. In so vielen Details ist das Werk an diese Zeit, diesen Ort und diesen Künstler gebunden. Gleichzeitig ist es aber auch ein Werk, das heute noch aktuell ist. Das Kunstwerk handelt nämlich von uns. Und wir, die Menschen, wir haben uns vielleicht gar nicht so sehr verändert.