Hamid, resident:
Der Mann mit den weit geöffneten Armen. Er scheint sich köstlich zu amüsieren, doch schauen Sie sich das Original genau an! Die Madam neben ihm reißt ihm die Perücke vom Kopf, und vor Schreck greift er ihr an den Busen. Das ist wieder Ensor in Bestform. Kommt Ihnen die Szene übrigens bekannt vor? Die Generation Z wird es nicht wiedererkennen, aber Die Bäder von Ostende zierten einst den belgischen 100-Franken-Schein. Und dieses fröhliche Detail stand deutlich in der Mitte.
Eine schöne Ehrenerweisung war dies seitens Vater Staat, doch sie kam ein wenig spät. Als Ensor Die Bäder zeichnete und malte, wurde er von der breiten Masse noch nicht geschätzt. Die Gesichter waren doch ein bisschen zu bizarr, die Farben zu wild, der Humor zu platt. Bei uns in Ostende ist Ensor heute ein Held, aber als er 1894 hier im Kursaal ausstellte, kam nur eine Handvoll Zuschauer. Ensor liebte Ostende, aber war verärgert über die Ostender.
Allerdings sollte man unserem James nicht alles abnehmen. Er gefiel sich in der Rolle des missverstandenen Künstlers. So wissen wir von seinem großen Meisterwerk, dem Einzug Christi in Brüssel, dass er es zwar ausstellen durfte, aber stets Ausreden suchte, um es nicht zu tun. Lieber betrachtete er es jahrzehntelang in seinem Wohnzimmer. Ensor machte eine große Geschichte daraus, dass es von den Tölpeln der Kunstwelt immer abgelehnt wurde, aber das ist ein Märchen. Er konnte sich einfach nicht davon trennen.